Meteora

Ein kleiner Überblick über das Land und die Menschen.

„Die Meteora-Klöster liegen genau an der Stelle im Zentrum Griechenlands, wo der Pinios Fluß die Enge des Pindos-Gebirges verläßt, um in die thessalische Ebene hinabzufließen. Wie dunkle Stalagmiten ragen wuchtige Felsen, von den Stürmen der Zeit zu diversen Formen gebildet, aus der Erde und geben den Anschein, als hätte sie die Natur so geformt, um diejenigen zu beherbergen, die sich vom Glauben an Gott geleitet – in die Einsamkeit zurückziehen und sich einzig und allein der Anbetung Gottes widmen. Die Klöster mit den Söllern und Gesimsen krönen die Gipfel dieser wuchtigen Felsen und ragen über die Schluchten, abgeschieden und einsam in einer unvergleichlichen Landschaft, die mit dem Pindos-Gebirge, dem Fluß und der weiten Ebene, den Wäldern, Schluchten und malerischen Dörfern zu den schönsten Gegenden der Welt zählt. In spätbyzantinischer Zeit und während der Türkenherrschaft war diese Mönchsrepublik oft Zufluchtsort für Verfolgte. Auf diesen kahlen und schwer zugänglichen Felsen entstand ein Zentrum byzantinischer Kunst.

Die Geschichte der Mönchsrepublik Meteora begann im ll. Jh. Die ersten Eremiten ließen sich im 9. Jh. in den Schluchten und Höhlen dieser Felsen nieder. Am Sonntag und zu den großen kirchlichen Festen versammelten sie sich auf dem Felsen von Doupiani bei Kastraki, wo später auch die Marien-Kirche und das Kloster errichtet wurden, um die Messe zu lesen. Im Laufe der Zeit entstand dann daraus die Skiti (Gemeinschaft) von Doupiani bzw. Stagi.

Die Entwicklung dieser Mönchsgemeinschaft läßt sich in Einzelheiten aber erst ab dem 14. Jh., also etwa 300 Jahre später verfolgen, als die ersten Klosterbauten entstanden. Zwischen 1356 und 1372 gründete Athanasios Kinovitis, auch „Meteoritis” genannt, auf dem Plateau des höchsten Felskegels das Metamorphosis-Kloster, das sich später zum bedeutendsten aller Meteora-Klöster entwickelte und von da an nur noch das „Große Meteoron” (das zwischen Himmel und Erde schwebende) hieß. Frauen war der Zutritt zum Kloster laut Erlass des Athanasios streng untersagt. Der Sohn des Serbenkönigs Simeon Uresis und Schüler des Athanasios, Johannes Uresis, lebte nach seinem Verzicht auf den Thron lange Jahre als Mönch loasaph in diesem Kloster, das nicht zuletzt ihm seinem Reichtum verdankt.

Der Besuch jedes einzelnen Klosters ist sehr interessant. Eine gute asphaltierte Straße zieht sich zwischen den Klöstern hin und erleichtert den Besuch. 21 km sind es ab Kalambaka und zurück und hierbei kann man die wichtigsten Klöster besuchen.

Auf der Straße zu den Klöstern sieht man auf der linken Seite am Fuß des Felsens die Skiti Doupiani, wo heute die Muttergottes-Kirche aus dem 12. Jh. steht. Hier sind auch die Überreste der Klöster Pantokrator und Doupiani zu sehen.

Das nächste Kloster an der Straße zum Großen Meteoron ist das des Agios Nikolaos Anapafsas (15. Jh.) Die Kirche wurde um 1510 erbaut und 1527 von dem bedeutendsten Meister der Kretischen Schule, Theophanes Strelitzas ausgemalt; diese Wandmalereien sind noch in sehr gutem Zustand erhalten. In unmittelbarer Nähe befindet sich die Ruine des Klosters Agia Moni (1315).

Nach 6 km teilt sich die Straße: nach Norden zum Großen Meteoron, nach Süden zum Stefanos-Kloster. Rechts an der Weggabelung liegt das Nonnenkloster Moni Roussanou, wahrscheinlich 1288 gegründet, das 1545 renoviert und zum Kloster umgebaut wurde; die Wandmalereien aus dem Jahre 1560 sind Werke der Kretischen Schule. Weiter in Richtung Süden fahrend erreichen wir das Dreifaltigkeits-Kloster Agia Triada, zwischen 1458 und 1476 von dem Mönch Domitios erbaut, das über eine steile Wendeltreppe mit 140 Stufen zu erreichen ist.

Am Ende der Strape schließlich liegt das Nonnenkloster Agios Stefanos, zu dem ein sehenswertes Museum gehört. Der Fels, vom Berg durch eine Schlucht getrennt, ist mit diesem durch eine Brücke verbunden. Zum erstenmal erwähnt wird das Kloster in Achiven vom Beginn des 14. Jh.s., und seit dem Besuch des Kaisers Andronikos III. Paläologos führt es den Beinamen „königlich”. In der dem Halbgott Haralambos geweihten Hauptkirche (1798) wird das Haupt des Heiligen aufbewahrt. Die ursprüngliche Klosterkirche (1350) ist reich an Wandmalereien, vergoldeten Holzschnitzereien und alten Ikonen, die jeden Besucher tief beeindrucken.

Wir fahren zur Weggabelung zurück und nehmen nun die Strape in Richtung Norden, die uns zunächst zum Varlaam-Felsen führt. Das gleichnamige Kloster, zu dem man über 195 Stufen hinaufsteigt, wurde 1517 von Theophanes und Nektarios, Söhnen einer reichen Familie aus Ioannina, an der Stelle neugegründet, an der sich einst die Einsiedelei des Varlaam befunden hatte. Die Hauptkirche „Allerheiligen” wurde 1548 von dem bedeutenden Heiligenmaler Frankos Katelanos ausgemalt, die Wandmalereien im Narthex datieren aus dem Jahr 1566. Die den drei Hierarchen geweihte Nebenkapelle wurde 1627 restauriert.

Die Straße endet beim Kloster Meteoron, dem größten und bedeutendsten aller Klöster. Es konnte in der Vergangenheit nur über eine Strickleiter oder in einem Korb, in dem die Mönche den Besucher hinaufzogen, erreicht werden. Heute gelangt man über 115 steile, unregelmäßige in den Felsen gehauene Stufen hinauf. Sein Reichtum verhalf Meteoron zur Autonomie sowie zu wertvollen Kunstwerken, die der Besucher heute noch bestaunen kann. Man sollte nicht versäumen, auch die Kirche Metamorphosis (Christi Verklärung) zu besichtigen. Die Kirche mit der zwölfseitigen Kuppel weist herrliche Wandmalereien von Theophanes Strelitzas (1552) und noch ältere (1484) im Altarraum auf. Beim Rundgang durch das Kloster stößt man auf den Speisesaal (heute Museum) mit dem riesigen Tisch und eine Bibliothek mit unzähligen Manuskripten und seltenen Büchern.

Wenn man von diesen auf den steilen Felsen stehenden Klöstern einen Blick über das Pindos-Gebirge und die thessalische Ebene davor wirft, kann man die Eremiten verstehen, die diesen Ort wählten, um Gott zu dienen und ihm vielleicht auch selbst näher zu kommen.

Seine Blütezeit erlebte das Mönchstum auf den Meteora-Felsen im 15. und 16. Jh. Danach begann der Niedergang; von den insgesamt 24 Klöstern verfielen die meisten nach und nach, und heute sind nur noch 5 bewohnt: das Große Meteoron, das Varlaam- und das Agia Triada-Kloster von Mönchen, das Agios Stefanos- und das Roussanou-Kloster von Nonnen.